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Kein „Tatort“ am Sonntag: Überragender „Polizeiruf 110“, auf den wir viel zu lange warten mussten (Kritik)

Kein „Tatort“ am Sonntag: Überragender „Polizeiruf 110“, auf den wir viel zu lange warten mussten (Kritik)
© NDR / Michael Ihle

Unerwartet lange mussten wir auf einen neuen Krimi aus Rostock warten, doch unsere Geduld wurde nicht umsonst strapaziert. Warum der düstere „Polizeiruf 110: Böse geboren“ auf mehreren Ebenen überzeugen kann, erfahrt ihr hier in Mareks Kritik.

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Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110: Böse geboren“?

Er war ein Arschloch und ein cooler Typ. Und er lebt noch, das stehe für sie außer Frage. Treffender könnte Katrin König ihre bewegte Vergangenheit an der Seite des immer noch omnipräsenten Ex-Polizisten Sascha Bukow nicht beschreiben, der uns diesmal in Form alter Fotos begegnet, die seine Nichte Rose hervorgekramt hat. Die Tochter von Bukows Nachfolgerin und Halbschwester Melly Böwe will mehr über ihre Familie erfahren, zumal sich ihre Mutter strikt weigert, ihr den Namen ihres Vaters zu verraten.

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Auch drei Jahre nach dem Ausstieg von Charly Hübner bleibt sich der Rostocker „Polizeiruf 110“ treu und spinnt die abgründigen Geschichten seiner Figuren weiter, die nach wie vor ein zentrales Element auf dem Revier bilden. Besonders in den Fokus rückt diesmal die Vergangenheit von Kommissarin Böwe, deren bislang vornehmlich heiter skizzierte Fassade einen ungeahnten Riss offenbart, der nicht von ungefähr genau in dieser Episode aufplatzt.

In deren Zentrum steht das tragische Schicksal der Fischerin Eva Greuner, die als junge Frau von einem Serienmörder vergewaltigt wurde und davon überzeugt ist, dass ihr dabei entstandener Sohn Milan von den gleichen Dämonen heimgesucht wird wie sein Erzeuger und alles dafür tut, um ihn von der Außenwelt fernzuhalten. Als dann tatsächlich ein Mord geschieht, trifft sie eine fatale Entscheidung.

Dass hier kein Happy End zu erwarten ist, wird schnell klar und sorgt nicht gerade für einen angenehmen Abend vor dem Fernseher. Die herausragenden schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten sollte sich aber dennoch niemand entgehen lassen. Würden Böwe und König im „Tatort“ ermitteln, wäre ihnen ein vorderer Platz in folgendem Video jedenfalls sicher.

Poster

Worum geht es im „Polizeiruf 110: Böse geboren“?

Zwei Aktivistinnen durchkämmen ein Waldstück in der Nähe von Rostock und stoßen auf ein erschossenes Reh, und das, obwohl eigentlich gerade Schonzeit ist. Während sie sich über das tote Tier beugen, werden die beiden Frauen selbst zur Zielscheibe, nur eine von ihnen kann schwer verletzt fliehen, die andere erliegt sofort ihren Verletzungen.

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Am Tatort stoßen Bukow und Böwe auf Jägerin Julia Cobalt, die sich schnell in widersprüchlichen Angaben verheddert. Vor einiger Zeit wurde deren Hochsitz angesägt, weshalb sich ihr Bruder Hannes so schwer verletzte, dass er seitdem im Rollstuhl sitzt. Wollte sich die Familie an den Aktivistinnen, die sie hinter dem Anschlag vermuten, rächen und hat deshalb das Feuer eröffnet?

Oder hat Außenseiter Milan tatsächlich zur Waffe gegriffen, um seine vermeintliche Mordlust zu befriedigen?

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: Herausragend vorgetragenes Drama, das seine Figuren ernst nimmt

Als Charly Hübner noch in Amt und Würden war, bildete sein Zusammenspiel mit Anneke Kim Sarnau das Epizentrum des Rostocker „Polizeirufs 110“, dem sich auch die eigentlichen Kriminalfälle unterordnen mussten. Zwar besteht die Prämisse, das Privatleben auf und neben dem Revier ausführlich zu durchleuchten, nach wie vor weiter, dennoch hat sich die Gewichtung mittlerweile verändert.

Die bedrückende Geschichte der vergewaltigten Mutter, die ihren Sohn zwar liebt, in ihm aber zugleich ihren Peiniger wiedererkennt, bekommt genug Raum, um sich über die vollen 90 Minuten zu entfalten und ist den nicht minder tragischen Offenbarungen von Melly Böwe gleichgestellt. Daraus und durch das intensive Spiel von Jördis Triebel und ihrem Filmsohn Eloi Christ ergibt sich eine Ernsthaftigkeit, die kaum noch etwas mit den Räuberpistolen früherer Tage gemein hat.

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Am Ende ist der „Polizeiruf 110: Böse geboren“ nicht nur ein berührend vorgetragenes Drama, sondern auch ein gutes Beispiel dafür, wie lieb gewonnene Strukturen treffend weiterentwickelt werden können, ohne die Substanz zu opfern. Hoffentlich dauert es nicht wieder eineinhalb Jahre, bis ein neuer Krimi aus Rostock ausgestrahlt wird.

Der „Polizeiruf 110: Böse geboren“ wird am Sonntag, 25. Mai 2025 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar.

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