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Typisch Wes Anderson? „Der Phönizische Meisterstreich“ setzt Stil vor Gefühl

Typisch Wes Anderson? „Der Phönizische Meisterstreich“ setzt Stil vor Gefühl
© Universal Pictures / Focus Features

Wes Anderson bleibt sich treu – vielleicht zu sehr? Ob sein neues Werk überzeugt, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Filmkritik.

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Es gibt nur wenige Filmemacher*innen, deren Stil man schon nach wenigen Sekunden erkennt – Wes Anderson gehört zweifellos dazu. Pastellige Farbpaletten, akkurate Symmetrien, Puppenhaus-Ästhetik: Seine Filme sind visuelle Gesamtkunstwerke. Doch neben der Inszenierung, leben Andersons Werke auch von den skurrilen Figuren, die sich in verschrobenen Familienkonstellationen und absurden Plots verlieren. Genau dieses emotionale Herzstück kam für mich und manch anderen Anderson-Fan im Vorgängerfilm „Asteroid City“ zu kurz, wie auch das Rotten Tomatoes Publikums-Voting von 62% bestätigt.

In „Der Phönizische Meisterstreich“ kehrt Anderson nun zu alten Themen zurück und bringt eine Geschichte über Macht, Familie und die Wahl des eigenen Vermächtnisses auf die Leinwand. Ob der Regisseur nach einigen Umwegen wieder an alte Stärken anknüpfen kann, verraten wir euch in unserer spoilerfreien Kritik.

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Dass wir uns rein optisch auf Wes Andersons typische Handschrift freuen können, verspricht bereits der Trailer:

Darum geht es in „Der Phönizische Meisterstreich“

Angesiedelt ist die Geschichte 1950 im fiktiven modernen Phönizien. Der Anatole „Zsa-zsa“ Korda (Benicio del Toro), ein superreicher Industrieller, hat bereits sechs Attentate überlebt und steht nun vor der Fertigstellung seines ambitionierten „Land und Meer“-Megaprojekts. Das Großvorhaben droht jedoch zu scheitern, weshalb Korda seine entfremdete Tochter, die Nonne Liesl (Mia Threapleton), und den Tutor Bjorn (Michael Cera) mit ins Boot holt. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise durch ein Land voller Intrigen, dubioser Geschäftsleute und persönlicher Abgründe.

Wie gewohnt ist Andersons Film hochkarätig besetzt. Neben del Toro, Threapleton und Cera glänzen Riz Ahmed (“Sound of Metal“) als junger Prinz, Tom Hanks (“Forrest Gump“) und Bryan Cranston (“Breaking Bad) als sportliches Geschäfts-Duo sowie Scarlett Johansson (“Asteroid City“), Benedict Cumberbatch (“Doctor Strange“) und Rupert Friend („Anatomie eines Skandals“). In kryptisch-biblischen Schwarz-Weiß-Sequenzen tauchen außerdem Bill Murray, Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe auf. Zwar ist die Ensemble-Dichte beeindruckend, allerdings tragen einige dieser großen Namen aufgrund ihrer kurzen Auftritte kaum zur Handlung bei und unterstreichen höchstens Wes Andersons hohes Ansehen innerhalb Hollywoods.

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„Der Phönizische Meisterstreich“: Lohnt sich ein Kinobesuch?

In der langen Besetzungsliste besonders hervorzuheben ist allerdings Mia Threapleton, die hier ihr Langfilmdebüt gibt. Das iert mit solch natürlicher Präsenz, dass der Name ihrer berühmten Mutter Kate Winslet schnell in Vergessenheit gerät und sie sich abseits von Nepo-Baby-Vorurteilen einen ganz eigenen Platz in der Filmwelt einräumt. Ebenfalls ein Glücksgriff ist Michael Cera, bei dem man sich fragt, wieso er nicht längst mit Wes Anderson zusammengearbeitet hat, wo seine typisch unbeholfene Art doch perfekt auf einen dessen eigenwillige Charaktere zugeschnitten zu sein scheint.

Nachdem „The French Dispatch“ und „Asteroid City“ auf verschiedene kleine Handlungsstränge setzten, verfolgt Andersons neuestes Werk eine kohärente Geschichte. was definitiv mehr Potenzial für Charakterentfaltung bietet. Nichtsdestotrotz blieb der Film für mich emotional etwas auf Distanz. Das Drehbuch, welches Anderson erneut gemeinsam mit Roman Coppola verfasst hat, leidet unter überbordenden Handlungssträngen und einem rasanten Tempo, wodurch wenig Raum für echte Bindung bleibt. Zwar war Coppola auch an „Moonrise Kingdom“ und „The Darjeeling Limited“ beteiligt, zwei Filme, die es meiner Meinung nach schafften, Stil mit echter Herzlichkeit zu verbinden. Doch „Der Phönizische Meisterstreich“ wirkt in seiner Konstruktion zu verkopft, als dass Figuren und Themen langfristig nachhallen.

Fans des visionären Filmemachers werden mit seinem neuesten Film dennoch auf ihre Kosten kommen. Visuell ist Wes Anderson auch diesmal ganz in seinem Element, während die Geschichte durchweg unterhaltsam, bisweilen ungewohnt brutal, humorvoll und tiefgründig zugleich ist. Ein Besuch im Kino lohnt sich hierfür also allemal.

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